Neuauflage von „Unschuld“

Mitreißender Theaterabend im Schminkkasten - Neue und bewährte Darsteller beeindrucken

von TA/OTZ/TLZ
Eine Szene aus dem Stück „Unschuld“ mit Takayuki Takagi (Erster Selbstmörder) und Thanakorn Sangdit (Zweiter Selbstmörder). (Foto: Alexander Stemplewitz)

Am 7. April 2006 führte der theater-spiel-laden Rudolstadt erfolgreich das Stück „Unschuld“ von Dea Loher auf. Nun gab es am Donnerstagabend nach zehn Jahren eine Neuauflage. Im ausverkauften Schminkkasten brachte das Ensemble das preisgekrönte Stück unter der Regie von Frank Grünert erneut zur Premiere.

Seitdem war die bewegende Geschichte von Gestrandeten, Sinnsuchenden und Selbstmördern häufig in Rudolstadt und auf Thüringer Spielstätten zu erleben. Gefeiert wurde die mitreißende Inszenierung bei nationalen und internationalen Theaterfestivals wie aus Jurybeurteilungen, Rezensionen und Besucherstatements hervorgeht. Der Leipziger Theaterlehrer und Regisseur Professor Bernd Guhr urteilte: „Eine überzeugende Spielfassung, beachtliche Darsteller und die kluge und sensible Regie Frank Grünerts markieren eine gelungene Inszenierung.“

In Momentaufnahmen zeigt der theater-spiel-laden auf der von Hans-Joachim Wolf ausgestatteten Bühne ein aus den Fugen geratenes Deutschland: Tragisch, komisch, grotesk, poesievoll und mitreißend. Seit der Premiere im Jahr 2006 spielen in „Unschuld“ mit: Michael Wirkner (Flüchtling Fadoul), Linn Kleingärtner (blindes Mädchen Absolut), Ursula Jahn (Frau Habersatt) und Lisa Stern (Rosa). Die Rolle der Frau Zucker hat vor mehreren Jahren Silke Bernhardt übernommen.

Zur Wiederaufnahmevorstellung am Donnerstag waren erstmals zu sehen Carl-Christian von Dalnok (Flüchtling Elisio), Christian Schröter (Bestatter Franz) sowie Takayuki Takagi und Thanakorn Sangdit (Selbstmörder).

Nach zehn Jahren hat das Thema der Inszenierung mehr an Aktualität gewonnen als zuvor. Der Untertitel „Wir wären alle gerne unschuldig“ bringt den Zuschauer auf die Spur zwischen Leben und Tod, zwischen Schuld und Unschuld.

Auch wenn die Besetzung mit Amateuren erfolgte, so ist diese Tatsache am Ende nur eine Randerscheinung, die aber so gut ist, dass sie einer besonderen Erwähnung bedarf. In den Hauptrollen überzeugen Michael Wirkner und Linn Kleingärtner, die zur Aufführung aus Berlin kam. Nach drei Jahren Spielpause und nur wenigen Proben haben die Neubesetzungen das in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Unter der mit Fingerspitzengefühl geführten Regie von Frank Grünert zeichnen sich die Charaktere der in der Handlung spielenden Figuren treffend ab und widerspiegeln so gesellschaftliche wie zwischenmenschliche Probleme. Die Wiederaufnahme-Premiere „Unschuld“ – für Protagonisten wie Zuschauer anspruchsvoll von Anfang bis Ende.

Neben Gastspielen, unter anderem in Berlin und Bayreuth, sind weitere Aufführungen in Rudolstadt geplant.

(Norbert Kleinteich, Ostthüringer Zeitung, 12. März 2016)

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