In 100 Rollen auf der Bühne

Frank Grünert engagiert sich seit 40 Jahren fürs Amateurtheater

von TA/OTZ/TLZ
Frank Grünert als Kettensägenclown in den Weimar-Tatort „Der Irre Iwan“. (Foto: Anke Neugebauer)

Wer mit Frank Grünert (55) in Rudolstadt über den gemütlichen Adventsmarkt seiner Heimatstadt schlendert, der merkt recht schnell, der Mann ist stets in vielen Funktionen unterwegs. Als Botschafter seiner Stadt, als Organisator, als Theaterfreund, als Kulturschaffender , als Ansprechpartner für Jung und Alt und als interessierter Mensch, der seine Umgebung und Mitmenschen genau wahrnimmt.

Das mag zum einen an seiner beruflichen Position liegen. Frank Grünert ist seit 1991 im Rathaus der Stadt tätig, erst im Kulturamt und seit elf Jahren als Veranstaltungsreferent im Büro des Bürgermeisters. Er kennt somit alle und alle kennen ihn. Doch das wiederum ist auch nur eine von vielen Aufgaben, die Frank Grünert inne hat. Und für alle brennt er mit unglaublicher Leidenschaft und Energie – und Ausdauer. Denn mittlerweile kann Grünert auf etliche beachtliche Jubiläen und einen Lebenslauf schauen, die eines unterstreicht: Der Mann lebt für die Kultur und das Amateurtheater.

Das hat sich übrigens schon früh abgezeichnet, wie Frank Grünert erzählt. Mit fünf Jahren inszeniert der Junge im Garten seines Opas in der Rudolstädter Schillerstraße ein ausgedachtes Theaterstück für die Bewohner des Hauses. „Die arme Familie“ heißt das Stück, das fortan eine kleine Tradition begründen sollte. Denn künftig finden regelmäßig Zauber- und Varietéshows für die Hausgemeinschaft statt. Gleichzeitig brennt der kleine Frank für den Rummel, der Jahr für Jahr auf der Bleichweise genau gegenüber seines Elternhauses aufgebaut wird. Heute, als Veranstaltungsreferent, obliegt ihm unter anderem das komplette Management des Rudolstädter Vogelschießens.

Ohne Kostüm und Maske: Frank Grünert (Foto: Dieter Lösche)

Mit 13 Jahren gründet Frank Grünert in der Kirche die erste Spielgruppe, die biblische Geschichten umschreibt und damit auch außerhalb von Rudolstadt auftritt. Es soll nicht die letzte Theatergruppe sein, die er leitet. Schon mit 15 initiiert er den Theaterjugendclub, dem er ebenfalls vorsteht. Im Schminkkasten wird die Reihe „Bei uns geht‘s rund“ installiert, Lesungen werden veranstaltet, man wird aufmerksam auf den jungen Frank Grünert. Schließlich 1977 wird der junge Mann angefragt, ob er nicht im Arbeitertheater des Chemiefaserkombinats Schwarza mitwirken will. Und tatsächlich steht er kurze Zeit später als Prinz im „Aschenbrödel“ mit Heike Thiem als Prinzessin auf der Bühne.

Er wird Mitglied dieses Arbeitertheaters, das professionell von den Theatern aus Rudolstadt und Weimar unterstützt wird und sich namhafte Regisseure einlädt.

Grünert wird Bäcker – etwas Solides soll er lernen, hat der Opa geraten. Doch schon zwei Wochen nach Abschluss der Lehre übernimmt Grünert im Kulturhaus in Schwarza die Leitung der Jugendarbeit. Und er geht seinen scheinbar vorbestimmten Weg unbeirrt weiter. Stets fügt sich in seinem Leben eines zum anderen. Denn selbst seine NVA-Zeit nutzt er dafür, ein Kabarett zu gründen und damit erfolgreich zu Kompanieausscheiden zu fahren. Zurück in Schwarza wird eine neue Stelle geschaffen und Grünert Leiter des Arbeitertheaters und künstlerischer Leiter für alle Veranstaltungen. Eine aufregende Zeit beginnt mit tollen Inszenierungen. „Wir haben immer eine Nische gesucht, viele Stücke von kritischen sowjetischen Autoren gespielt. Aber es war der große Bruder und damit sind wir durch gekommen“, erinnert sich Grünert, so wie er sich an jede Inszenierung und jede seiner bislang über 100 Rollen erinnert. Er lässt sich drei Jahre lang zum Leiter für Amateurtheater ausbilden, besucht für den praktischen Teil die Schauspielschule in Leipzig, sammelt Regie- und Spielerfahrung.

Als 1991 das Kulturhaus in Schwarza geschlossen wird und das Arbeitertheater wegfällt, beschließen einige Mitstreiter, einen Verein zu gründen und weiter gemeinsam Theater zu spielen. Seitdem leitet und prägt Frank Grünert ehrenamtlich den theater-spiel-laden in Rudolstadt, hat Fördermittel akquiriert, Gastregisseure engagiert und sein Ensemble mit tollen Produktionen und Ideen über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Doch damit nicht genug seines Engagements. Seit 1992 ist er Vorsitzender des Thüringer Theaterverbandes mit Sitz in Rudolstadt, wurde erst vergangene Woche in Erfurt wiedergewählt. Seit 1996 ist er obendrein Vize-Präsident im Bund Deutscher Amateurtheater und Leiter internationaler Festivals „Theaterwelten“, das alle zwei Jahre ebenfalls in Rudolstadt stattfinden. Auch die Kleinen werden nicht vergessen: 2004 findet das 1. Deutsche Kinder-Theater-Fest in Rudolstadt statt und seither kam das Wanderfestival schon drei Mal zurück an seinen Ursprung – in die Stadt der kurzen Wege, der tollen Spielstätten im Thüringer Landestheater und der vielen Theaterfreunde wir Frank Grünert.

Ulrike Kern

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